Ein vielschichtiges, faszinierendes Erbe:
DIE FRIEDHOFSKULTUR IN DEUTSCHLAND
Die „Friedhofskultur in Deutschland“ betrifft zwei große Themenfelder: Zum einen geht es darum, wie wir mit unseren Toten - und somit auch mit unseren Vorfahren und Ahnen - umgehen. Hier hat sich in unserer Kultur über Jahrhunderte der Friedhof als zentraler Handlungsrahmen herausgebildet. Man kann deshalb auch sagen: Bei der Friedhofskultur geht es vor allem darum, was Menschen auf dem Friedhof tun.
Dies betrifft die Rituale und Traditionen in der Verbindung mit Trauerbewältigung und würdigem Erinnern, aber auch die Fähigkeiten und das Können in Verbindung mit den Handwerken und Berufen des Friedhofswesens: von Bestatter*innen und Trauerbegleiter*innen über Friedhofsgärtner*innen und Steinmetz*innen bis hin zu Friedhofsplaner*innen und -verwalter*innen. Dabei ist der Blick nicht rückwärtsgewandt, sondern das immaterielle Erbe bezieht sich ausdrücklich auf die lebendigen Ausdrucksformen der Friedhofskultur in unserem Land.
Zum anderen steht die Bedeutung der Friedhofskultur für unsere Gesellschaft im Fokus. Für unser kollektives Selbstverständnis ist sie gleich mehrfach bedeutsam, so z.B. aus kultureller, historischer oder auch sozialer Sicht. Unsere Friedhofskultur ist aus unserem Lebensumfeld, aus unseren Dörfern und Städten nicht wegzudenken. Sie ist fester Bestandteil unserer Gesellschaft und damit auch der nationalen Identität.
Weltweit besonders ist in unserer Friedhofskultur, dass wir die Gräber in Parklandschaften einbetten und sie als kleine Gärten der Erinnerung gestalten. Aber auch die Art, wie wir unsere Trauerrituale leben – zum Beispiel mit unserem Liedgut oder in unseren Traueranzeigen –, unterscheidet uns von den Friedhofskulturen anderer Länder.
Mit der Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes erkennt die Bundesrepublik Deutschland die Schutzwürdigkeit unserer Friedhofskultur an. Diese ist durch die steigende Zahl alternativer Bestattungen außerhalb des Kulturraums Friedhof bedroht, aber auch durch kommunale Bestrebungen, Friedhöfe zu schließen und die Flächen anders zu nutzen..
Den Antrag, der der Ernennung zugrunde liegt, findet sich hier (pdf).
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STARKER HALT IN DER TRAUER
Die Trauerrituale, die mit dem Abschied von einem Menschen verbunden sind, sind prägende Bestandteile unserer Friedhofskultur. Sie erweisen sich vor allem als starker Halt und helfen uns, die Unfassbarkeit des Todes zu verarbeiten.
Zu diesen Ritualen zählen beispielsweise das Gestalten von Traueranzeigen, das Schmücken von Särgen oder das Singen von Liedern bei der Trauerfeier. Die Beisetzung auf dem Friedhof bildet dabei den zentralen Handlungsrahmen.
In der Ausgestaltung der Trauerrituale bringen die Bestatter*innen ihr Wissen und Können ein, aber auch Florist*innen, Trauerredner*innen, Musiker*innen oder Mediengestalter*innen. Auch Geistliche leisten einen wesentlichen Beitrag zur Trauerbewältigung.
Die vielfältigen Trauerrituale haben sich über Jahrhunderte entwickelt und verändern sich stetig weiter. Anders als noch vor ein paar Jahren wird so heute auch populäre Musik bei Trauerfeiern gespielt. Digitale Traueranzeigen sind ein weiterer Beleg für diese Veränderungen und damit für die Lebendigkeit der Kulturform.
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ERINNERN UND GEDENKEN
Mit der Zeit wandelt sich die Trauer in Erinnern und Gedenken. Auf dem Friedhof bleibt das Andenken vor allem an Gedenktagen lebendig. So trifft man sich beispielsweise an besonderen Tagen wie dem Geburtstag eines Verstorbenen, um sich gemeinsam zu erinnern.
Gesamtgesellschaftlich sind Gedenktage wie der Volkstrauertag bedeutsam, an dem der Toten der Weltkriege gedacht wird. Einen besonderen Platz im Jahreskalender nehmen die ursprünglich christlichen Gedenktage ein, allen voran Allerheiligen. Heute gedenken an diesem Tag viele Menschen über Konfessionsgrenzen hinweg auf dem Friedhof der Verstorbenen mit einem Lichtermeer.
Mit dem Gedenken sind wiederum Rituale verbunden wie das Niederlegen von Blumen, Gestecken und Kränzen an den Grabstellen oder das Aufschichten von Steinchen auf jüdischen Gräbern.
Der Kulturraum Friedhof bildet dabei den würdigen Rahmen. Die Namen der Verstorbenen auf den Grabsteinen halten das Andenken an sie wach – manchmal über Jahrhunderte hinweg.
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KLEINEN GÄRTEN DER ERINNERUNG
Das individuelle Anlegen von Gräbern als kleine Gärten der Erinnerung ist ein einzigartiges Merkmal unserer Friedhofskultur. Während man beispielsweise in südeuropäischen Ländern Grabstellen komplett mit Natursteinen auslegt, verbinden sich auf deutschen Friedhöfen gärtnerische mit steinernen Elementen. Die Grenzen zu Nachbarländern mit deutscher Geschichte wie Österreich sind dabei fließend.
Besonders ist auch, dass die Gestaltung der Gräber sehr individuell erfolgt – kaum ein Grab gleicht dem anderen. Die Gestaltung wirft oft ein Schlaglicht auf das Leben oder den sozialen Status der Verstorbenen. Dabei zeigen sich regionale Besonderheiten: So sind in Norddeutschland Findlinge als Grabsteine beliebt, während man in Bayern eher polierten Marmor findet.
Viele Grabstätten werden von den Angehörigen selbst gestaltet und gepflegt. Die saisonale Bepflanzung – oft auch als Familienaktion – hat hierzulande eine lange Tradition. Zugleich bringen die Friedhofsgärtner*innen ihr Wissen und Können ein.
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GROSSER SKULPTURENPARK
Unsere Friedhöfe lassen sich auch als größter Skulpturenpark Deutschlands bezeichnen. Nirgendwo sonst findet man ein so breites Spektrum an Figuren, Reliefs oder Stelen wie auf den Gräbern unserer Vorfahren. Vor allem der Besuch eines historischen Friedhofs lässt sich so auch als Besichtigung eines Freilichtmuseums betrachten.
Die Skulpturenvielfalt ist ein Spiegel des Wissens und Könnens von Künstler*in-
nen und Bildhauer*innen, Steinmetz*innen und Bronzegießer*innen. Die Art der Gestaltung von Grabsteinen und Grabschmuck verweist auf unsere Historie. So lassen sich Gestaltungsvorlieben quer durch die Jahrhunderte ablesen – von den beeindruckenden Grabanlagen des Barocks über die eher nüchternen Gräberreihen der Nachkriegszeit bis hin zu den vielfältigen Gedenksteinen der Gegenwart.
In der Gestaltung der Grabsteine zeigt sich eine sehr lebendige Ausdrucksform unserer Friedhofskultur, die sich stetig weiterentwickelt, z.B. durch die Verwendung bislang unüblicher Materialien wie Glas und Edelstahl.
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BESINNLICHES PHILOSOPHIE-FORUM
Friedhöfe sind Orte der Ruhe und der Besinnung. Hier kann man sich eine Auszeit von der Hektik des Alltagslebens nehmen und Stille genießen. Vor allem in den Städten sind diese Kulturräume Naherholungsgebiete, die zum Spazierengehen oder Verweilen im Grünen einladen.
Zudem ermöglichen Friedhöfe intensive Naturbetrachtungen: Auf ihnen lassen sich der Wandel der Jahreszeiten erleben sowie Flora und Fauna ungestört beobachten.
Der Besuch eines Grabes – vor allem in der Trauer um einen geliebten Menschen – konfrontiert uns mit den Kernfragen unseres Seins: Woher komme ich, wohin gehe ich, was ist der Sinn des Lebens? Es gibt wohl kaum einen anderen Ort, an dem so viel über das Leben nachgedacht wird wie auf dem Friedhof.
Der Kulturraum Friedhof lässt sich so auch als Philosophie-Forum begreifen. Die Ruhe, die man hier findet, regt zum inneren Diskurs an und befördert die geistige Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Menschseins.
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AKTIVER KLIMA- UND NATURSCHUTZ
Friedhöfe zählen – vor allem in den Ballungszentren – zu den wichtigen Grünflächen der Städte. Sie tragen wesentlich zum Klima- und Naturschutz bei. Hier übernehmen die Friedhofsbetreiber und -verwalter große Verantwortung. Viele Friedhöfe wandeln sich zu Orten der Nachhaltigkeit, die ressourcenschonend und zukunftsorientiert bewirtschaftet werden.
In Bezug auf den Klimaschutz sind Friedhöfe gleich mehrfach bedeutsam. Nicht nur, dass sie mit ihrem Baumbestand als grüne Lungen aktiv die Luft verbessern: Sie fungieren auch als Lüftungsschneisen, die im Sommer die Stadterwärmung mindern. Zudem tragen die unversiegelten Flächen dazu bei, den Grundwasserspiegel hoch zu halten.
Zugleich bieten die von einem großen Pflanzenreichtum geprägten Friedhöfe vielen Tierarten einen ruhigen Lebens- und Rückzugsraum. So finden hier die unterschiedlichsten Vogel- und Insektenarten ideale Lebensbedingungen. Zu den vielen Tierarten, die sich zwischen den Gräbern wohl fühlen, zählen auch Eichhörnchen, Igel oder andere Wildtiere.
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GRÜNER SENIOR*INNEN-TREFF
Auch aus sozialer Sicht kommt dem Kulturraum Friedhof eine wichtige Rolle zu. Das erweist sich zum Beispiel bei Trauerfeiern. Beisetzungen führen Familien und andere große Gemeinschaften zusammen, auch über weit entfernte Wohnorte hinweg.
Die Trauer eint Menschen – im kleinen Familienkreis genauso wie in größeren Trauerbezügen: So entwickeln sich manche Grabstätten von Prominenten zu wahren Pilgerorten, an denen tausende Menschen ihre Verbundenheit mit dem Verstorbenen ausdrücken.
Vor allem aber sind Friedhöfe Orte der Begegnung von Senior*innen. Der Tod hinterlässt viele ältere Menschen alleinstehend. Für sie entpuppt sich der Friedhof als Treffpunkt mit Gleichaltrigen und vom gleichen Schicksal Betroffener. Für viele Senior*innen sind Friedhöfe wichtige Orte, an denen sie Sozialkontakte pflegen. Nicht selten lernen sie hier auch Menschen kennen; es entstehen neue Freund- und Partnerschaften. Die Friedhofskultur in Deutschland schafft so einen wichtigen Sozialraum, der Vereinsamung entgegenwirkt.
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INTEGRIERENDE GEMEINSCHAFT
Wir sind alle Menschen, im Leben wie im Tod – diese einfache Botschaft lässt sich in besonderem Maße auf dem Friedhof erfahren.
Vor allem in der Trauer, aber auch im Gedenken, erfahren wir das Gefühl von Gemeinschaft ohne Ansehen der Person. Weder Alter, Herkunft oder Status spielen hier eine Rolle – in Anbetracht des Todes spendet die Gemeinschaft den Trauernden Trost und Stärke.
Unsere Friedhofskultur überwindet trennende Grenzen der Religionsgemeinschaften. Auch wenn die Rituale im Umgang mit dem Tod unterschiedlich sind – auf vielen kommunalen Friedhöfen befinden sich die Grabfelder unterschiedlichster Religionen in friedlicher Nachbarschaft. Unsere Friedhofskultur erweist sich so auch als integrierende Gemeinschaft.
Die Ernennung unserer Friedhofskultur zum immateriellen Erbe wurde von Christen, Muslimen und Juden unterstützt. Insgesamt befürworteten Kräfte aus allen Bereichen des Friedhofswesens die Bewerbung.
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LEBENDIGES GESCHICHTSBUCH
Unsere Friedhofskultur schreibt Tag für Tag die Geschichte unserer Dörfer, unserer Städte, unseres Landes fort. Sie lässt sich als lebendiges Geschichtsbuch betrachten, in dem täglich neue Seiten aufgeblättert werden. Die Friedhofskultur in Deutschland macht beispielsweise den Wandel von Gestaltungsvorlieben in den letzten Jahrhunderten sichtbar oder wirft Schlaglichter auf Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur.
Was im Großen für die Gesellschaft als Ganzes gilt, hat auch im Kleinen für jeden Einzelnen Bestand: Viele Menschen können auf den Friedhöfen ihrer Heimatstädte die eigene Lebenslinie nachzeichnen. Die Grabstätten von Nachbar*innen oder Lehrer*innen, von Wegbegleiter*innen oder Freund*innen wecken Erinnerungen an Lebensphasen und die eigene Entwicklung.
Viele alte Friedhöfe sind historisch bedeutsam. Ihre Pflege ist Teil eines aktiven Denkmalschutzes und somit auch historisch werterhaltend. Für die Friedhofskultur in Deutschland übernehmen somit auch Denkmalschützer*innen und -pfleger*innen Verantwortung.
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MAHNUNG ZUM FRIEDEN
Der Schrecken des Krieges lässt sich in Zeiten des Friedens auf einem Soldatenfriedhof unmittelbar erfahren: Die Reihen Hunderter von Gräbern berühren die meisten von uns zutiefst. Sie veranschaulichen den todbringenden Irrsinn von Kriegen nachdrücklich und mahnen uns so in besonderem Maße zum Frieden.
Die Soldatenfriedhöfe gefallener Deutscher werden kommunal gepflegt, während die entsprechenden Friedhöfe im Ausland in der Obhut des Volksbunds deutscher Kriegsgräberfürsorge liegen. Die in Deutschland befindlichen Friedhöfe von Gefallenen anderer Nationen obliegen deren Heimatländern.
Soldatenfriedhöfe und die Ehrenmäler für die Getöteten, Verfolgten und Unterdrückten der großen Weltkriege sind zugleich Orte der Völkerverständigung. Sie bilden einen würdigen Rahmen für Feierlichkeiten an Gedenktagen wie dem Volkstrauertag. Zugleich sind Soldatenfriedhöfe Orte der Begegnung von einst Verbündeten wie Verfeindeten, die sich hier gemeinsam sichtbar für ein friedliches Miteinander engagieren.
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KULTURELLER SPIEGEL
Unsere Friedhofskultur ist ein eindrucksvoller Spiegel unserer Gesellschaft und bildet viele Facetten unseres Zusammenlebens ab. So ist es beispielsweise für unsere kapitalistisch geprägte Gesellschaft heute bezeichnend, dass das Thema Friedhof von vielen in erster Linie unter Kostenaspekten diskutiert wird.
Die Veränderungen in der Friedhofskultur sind in gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen begründet. Die Abkehr vom Doppelgrab in gradliniger Reihenordnung hin zu locker gestalteten Gemeinschaftsgrabanlagen findet ihre Entsprechung in alternativen Lebenskonzepten jenseits klassischer Familienzusammenhänge. Besonders deutlich wird dies z.B. beim Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, auf dem nur Frauen ihre letzte Ruhe finden – noch vor 50 Jahren undenkbar.
An der Gestaltung der Gräber wirken Menschen aus allen Schichten, allen Kulturen und allen Altersklassen mit. Die Gesamtheit der Friedhöfe spiegelt so besonders authentisch unsere gestalterischen Vorlieben und den Zeitgeschmack wider.
Unsere
INSPIRIERENDE KULTURLANDSCHAFT
Seit jeher empfinden Künstler*innen die Friedhofskultur als inspirierend. So haben Komponist*innen oder Musiker*innen durch das kreative Verarbeiten von Trauer Meisterwerke klassischer wie moderner Musik geschaffen.
Viele Künstler*innen fühlen sich durch die unvergleichliche Atmosphäre von Friedhöfen angezogen. In der Malerei entstanden weltberühmte Meisterwerke wie Caspar David Friedrichs Klosterfriedhof im Schnee, Augst Mackes Friedhof von Thun oder Paul Klees Denkmal auf dem Friedhof. Auch die Moderne bringt Meisterwerke hervor wie James Turells Lichtinstallation auf dem Dorotheen-städtischen Friedhof in Berlin.
Seit längerem öffnet sich der Kulturraum Friedhof für unterschiedlichste künstlerische Ereignisse. Ob Konzert, Theater, Kino, Skulpturenschau oder Lichtinstallation: Viele Veranstaltungen auf dem Friedhof haben ihren festen Platz im kulturellen Leben von Städten und Gemeinden. Nicht zuletzt werden viele Menschen in diesem Kulturraum selbst kreativ, in dem sie z.B. fotografieren oder Gräber individuell dekorieren.
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Nationales Gedächtnis
Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland steht heute für Demokratie und Freiheit, für Frieden und Weltoffenheit. Sie ist untrennbar mit den Leistungen großer Persönlichkeiten aus Politik und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft verbunden. Unsere Friedhöfe halten die Erinnerung an diese Menschen wach – sie bilden eine nationale Gedächtnislandschaft und sind somit wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur wie hier auf dem Alten Friedhof Bonn das Grab von Krebshilfe-Gründerin Mildred Scheel.
Wenn man hierzulande von Erinnerungskultur spricht, hat man zumeist die Opfer der Schattenseite unserer Historie im mahnenden Blick. Das ist, wie sich gerade deutlich zeigt, unabdingbar wichtig. Die Friedhöfe veranschaulichen aber, dass auch ein positiver Blick zurück auf die Geschichte unseres Landes möglich ist.
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Bedeutendes Welterbe
Sie sind Kulturzeugnisse ersten Ranges: Die Welterbe-Friedhöfe in Deutschland.
Gleich sieben tragen diese UNESCO-Auszeichnung, so viele Friedhöfe wie in keinem anderen Land der Welt. Herausragend sind dabei der „Heilige Sand“ in Worms und der „Judensand“ in Mainz (Foto) als prägende Stätten des SCHum-Welterbes sowie der „Historische Friedhof“ mit der „Fürstengruft“ in Weimar als zentraler Ort des Welterbes „Klassisches Weimar“.
Zu den Titelträgern zählt auch der „Jüdische Friedhof auf dem Pfingstberg“ in Potsdam, der auf der Welterbeliste der „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ steht. Erst jüngst hinzugekommen sind drei Friedhöfe in den Welterbegebieten „Bedeutende Kurstädte Europas“: der „Kapellenfriedhof“ und der „Jüdische Friedhof“ in Bad Kissingen sowie der „Hauptfriedhof“ in Baden-Baden.
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Ikonen der Architektur
Die Friedhofskultur ist auch mit bedeutenden Leistungen der Architektur verbunden, vor allem in der Landschaftsarchitektur. So bilden beispielsweise der Friedhof Hamburg Ohlsdorf und der Waldfriedhof in München einzigartige Naturlandschaften. Sie waren landschaftsarchitektonische Vorbilder für viele weitere Friedhöfe in Deutschland. Und der seit 1557 bestehende Stadtgottesacker in Halle an der Saale nach dem Vorbild der italienischen Camposanto-Anlagen gilt als einzigartiges Meisterwerk der Renaissance nördlich der Alpen.
Zugleich sind auch auf Friedhöfen unterschiedliche Gebäude von großen Architekten entstanden, die zu Ikonen ihrer Zeit avancierten, wie die Krematorien vom Werkbund-Reformarchitekten Star Fritz Schumacher in Dresden-Tolkewitz oder von Peter Behrens, dem deutschen Pionier der Moderne, in Hagen-Delstern (Foto).
Unsere
Lernorte des Lebens
Ob als Spiegelbilder der Geschichte oder der Gesellschaft, als ruhiges Beobachtungsfeld von Flora und Fauna oder als Hort der Kultur: Friedhöfe vermitteln auf vielfältige Weise facettenreiches Wissen. Sie sind hervorragende Lernorte kultureller Bildung – vor allem des Lebens und des Sterbens. Was dies bedeutet, kann man hier vor allem Kindern mit ihrer unbefangenen Art bestens vermitteln. Zugleich sind Friedhöfe Ort des lebenslangen Lernens – bis ins hohe Alter hinein können wir hier immer wieder neue Erfahrungen über uns als Menschen sammeln wie sie andernorts kaum vermittelt werden.
Unsere
Höchste Auszeichnung
Sie sind die höchste Auszeichnung unseres Landes: Trauerstaatsakte und Staatsbegräbnisse. Diese beiden Formen staatlichen Zeremoniells werden nur selten durch den Bundespräsidenten angeordnet. Sie sind Ausdruck höchster Würdigung einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens durch die Bundesrepublik Deutschland, die sich hervorragend um das deutsche Volk verdient gemacht hat.
Die Verdienste einer Person können auf politischem, kulturellem, wissenschaftlichem oder sozialem Gebiet liegen.
Zu den Ritualen zählen unter andrem eine öffentliche Aufbahrug und Trauerdefilee, eine Totenwache oder das Spielen der Nationalhymne.
Für Christinnen und Christen
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